Die Siebdruckschablone

Teil 1 – Geschichte des Siebdrucks

Höhlenkunst auf Sulawesi zählt zu frühesten Abbildungen
40.000 Jahre alt: Höhlenkunst auf Sulawesi
Foto: Kinez Riza
Der Siebdruck gehört mit zu den ältesten Druckverfahren der Welt und hat seine Vorläufer im Orient, Japan und China. Genauere Beschreibungen zu seiner Entwicklung und Entstehung lassen sich aber nur vermuten, da hierbei vermutlich verschiedene Impulse aus unterschiedlichen Bereichen Anteil haben und somit zusammengewachsen sind.
Vor dem Siebdruck gab es Schablonentechniken, die in einfachster Form an Höhlenwänden zu finden sind.
Damals haben die Menschen ihre Hände, die als Schablonen dienten, an die Höhlenwand gelegt. Die Farbe, die aus rotem, schwarzem oder gelbem Puderstaub aus zerkleinerter Holzkohle, Mangan oder Eisenoxid bestand, wurde durch ein Blasrohr darübergeblasen.

Die ersten Anfänge des Siebdruckes vermutet man im Jahre 618 n. Chr. in China. Damals hatte man mit groben Geflechten aus Menschen- oder Tierhaaren und später aus Seidenfäden die Holzrahmen bespannt. Die Abdeckschablonen waren aus Papier, Pappe oder Blech.
Strich man die Farbe nun durch das Sieb wurden die offenen Stellen eingefärbt und die abgedeckten Partien blieben unbedruckt.
Diese alte Technik wurde ursprünglich nur für das Stoffärben in Textilmanufakturen benutzt. Im Mittelalter diente die Schablonentechnik vor allem dazu, Spielkarten und volkstümliche religiöse Bilder in Massen zu kolorieren aber auch zum Dekorieren von Wänden und Möbeln.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts hat man harte Materialien wie Glasflaschen, Metall- oder Holzflächen mit Etiketten aus Papier beschriftet. Diese aber waren nicht sehr langlebig. Daher musste eine Lösung her, um diese Materialien direkt und Dauerhaft bedrucken zu können.

Umsetzung eines Halbtons in ein Schwarz/Weiß-Raster
Umsetzung eines Halbtons in ein Schwarz/Weiß-Raster
Erwähnenswert ist die Autotypie, die zu dieser Zeit auch ihren Ursprung hatte. Das Besondere an diesem Verfahren ist, dass Halbtonwerte in Rasterpunkte zerlegt werden, was einen enormen Fortschritt für den Bilddruck in Hoch-, Tief- und Offsetdruck bedeutete und später ganz entscheidend für den Vierfarbendruck im Siebdruck war.

Seidengaze mit Drehverbindung
Seidengaze mit Drehverbindung
Anfang des 20. Jahrunderts war die offizielle Geburtsstunde des modernen Siebdrucks. Zum ersten mal wurde ein Rahmen mit Seidengaze bespannt, wobei hier die Druckform im Blockout-Verfahren erstellt wurde. Die Farbe wurde erst mit Hilfe einer Bürste aufgetragen, dann später mit einer Filzrolle. Um aber noch präziser arbeiten zu können wurden beide Hilfsmittel durch das Gummirakel ersetzt.
mit Seidengaze bespannter Rahmen mit Motiv
mit Seidengaze bespannter Rahmen mit Motiv
Die Seidengaze wurde ursprünglich zum Sieben von Mehl hergestellt. Das Mehl wurde dazu in einen Gaze-Beutel gefüllt und durch eine mechanische Vorrichtung geschüttelt.
Beim Siebdruck wurde der mit Seidengaze bespannte Rahmen in geschmolzenes Wachs oder ein anderes geeignetes plastisches Material eingetaucht. Nach Erstarren des Wachses wurde die Gaze auf ein Löschpapier gelegt, auf das zuvor das Motiv gezeichnet worden war. Mit erhitzten spitzen Utensilen wurde der Entwurf auf der beschichteten Gaze abgepaust. Wobei diese Arbeit sehr langwierig war.

Schablonenherstellung mit Schneidefilm
Schablonenherstellung mit einem
Schneidefilm
Später in den 30ern wurde dann ein doppelschichtiges Blatt, auch Schneidefilm genannt, erfunden. Beim Schneidefilm handelte es sich um ein transparentes Trägerpapier, das mit einer dünnen Schellackschicht beschichtet war. Hierbei wurde das gewünschte Motiv auf die Schelllackschicht geschnitten, der Film danach unter die Seidengaze gelegt und von oben her mit einem Bügeleisen erwärmt.

Heute im 21. Jahrhundert besteht ein Siebdruckgewebe aus Polyester, Polyamidgewebe (Nylon), Stahlgewebe, Screeny oder Rotamesh. Da es ein sehr passgenaues Druckergebnis ermöglicht, wird bei 90% aller Siebdruckarbeiten das Polyestergewebe benutzt.

Teil 2 – Methoden der Siebdruckschablonenherstellung

Es gibt grundlegende Arten der Siebdruckschablonenherstellung. Zum einen die manuelle und zum anderen die fotografische Schablonentechnik, deren Ausführung selbst in verschiedener Weise erfolgen kann.

Unter einer manuellen Schablonentechnik versteht man, dass die Schablone per Hand aufgemalt oder durch direktes Auftragen von Leim oder Schelllack und anderen deckenden Imulsionen auf das Sieb erstellt wird. Weitere Möglichkeiten sind das Auswaschen von einer Fettzeichnung mit Terpentin oder das Auflegen von Schnittmasken oder Folien, die auf die Unterseite des Siebs geklebt werden.

In der fotografischen Schablonentechnik wird ausschließlich mit fotochemisch hergestellten Schablonen gedruckt. Die lichtempfindliche, hochviskose Flüssigkeit wird auf das Sieb beschichtet. Hierbei wird unterschieden in Filmbelichter Computer-to-Film (Indirektschablone) und Digitale Plattenbelichter Computer-to-Screen (Direktschablone).

Die Indirektschablone bzw. der Indirektfilm ist eine Trägerfolie, die aus Polyester besteht und mit einer Gelatineschicht beschichtet ist. Hierbei werden die Grafikdaten über einen Belichter auf den Film übertragen (Filmbelichtung). Dieser Film dient als Belichtungsvorlage für die Siebdruckschablone.
Bei der Direktschablone wird im Gegensatz dazu die Grafikvorlage direkt auf das fotoempfindlich beschichtete Gewebe aufgebracht.
Danach wird bei beiden Verfahren die Schablone belichtet und ausgespült (entwickelt).

Wir bei MTP arbeiten mit Indirektschablonen mittels einseitig spezialbeschichtetem Belichtungsfilm. Wie diese Filme erstellt werden könnt ihr in meinem letzten Beitrag lesen.


Quellenangaben:

  • www.screeneasy.de
  • Guido Lengwiler, Geschichte des Siebdrucks – www.silkscreenhistory.com
  • Uta Catharina Sienel, Der Siebdruck und Seine Druckträger
  • Kompendium der Mediengestalter für Digital- und Printmedien, 4 Auflage Band 2, Springer
  • Wikipedia, Siebdruck